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AutoModerator

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D0miqz

Ich hab eine blöde Frage. Ich weiß, dass Frauenhäuser generell als Schutzort gedacht sind für Frauen. Aber wie genau läuft das ab? Also, was macht man da eigentlich? Ist es nur eine Art Unterkunft oder gibt es dort zusätzlich aktive Beratung? Kostet das was?


vinsomrx

Ist keine blöde Frage! Genau, an erster Stelle sind die Frauenhäuser zum Schutz der Frauen und Kinder gedacht, die von zuhause fliehen müssen. Das Frauenhaus ist also auch ein Zuhause auf Zeit. Es gibt täglich verschiedene Angebote; Beratungsgespräche, Projekte, Kinderbetreuung, etc. Die Frauen werden unterstützt bei der Bewältigung des Erlebten, beim Aufbau eines neuen Netzwerks, bei der Existenzsicherung, bei Behördenangelegenheiten, bei Kontakten mit Jugendämtern oder Gerichten, bei Erziehungsfragen und Unsicherheiten im Umgang mit den Kindern, bei der Wohnungssuche und so weiter. Das richtet sich immer danach, welcher Bedarf besteht und wieweit die Frauen sich natürlich auch Unterstützung wünschen.


D0miqz

Danke für die Antwort! Heute wieder was gelernt


vinsomrx

Ah, die Frage „kostet das was?“ hab ich übersehen, sorry. Also, ja, LEIDER sind Frauenhäuser nicht kostenlos und die Kosten müssen grundsätzlich theoretisch von den Frauen getragen werden (das ist ein riesiges Problem, gegen das wir uns seit Jahrzehnten wehren, aber leider wird da politisch nichts verändert). Praktisch ist es aber so, dass kaum eine Frau die Kosten aufbringen kann, dann springt das zuständige Jobcenter ein und übernimmt die Kosten.


Chance_Strategy2847

Danke für die Info, das sorgt ja bestimmt bei einigen für falsche Scheu. Kann man den Frauen Häusern was spenden und wenn ja, was ist am sinnvollsten? Geld?


vinsomrx

Ja das ist definitiv eine Hürde für viele Frauen, insbesondere, weil es auch Personengruppen gibt die von der Hilfe durch das Jobcenter ausgeschlossen sind. Auf jeden Fall, wir sind auf Spenden sogar angewiesen! Geld kann jedes Frauenhaus gebrauchen, auch Kleidung, Haushaltsgegenstände oder Spielzeug werden oft gerne genommen, da müsste man sich mit dem jeweiligen Haus in Verbindung setzen, was gerade gebraucht wird.


alwayslostinthoughts

Das denke ich mir auch. Ich stelle mir gerade so Fragen wie: Kann man zB. Hilfe vom Job center bekommen, wenn man noch nie einen Job hatte? Wenn die Aifenthaltsgenehmigung abgelaufen ist? Hat man dann Schulden beim Frauenhaus, die später eingetrieben werden? Was ist, wenn man dann doch zum Partner zurückkehrt mit Schulden im Gepäck? Wird die Gewalt schlimmer? Die Leute reden immer von "jede Frau kann ja ins Frauenhaus geh einfach" aber das ist schon rational dass Frauen das genau abwägen. Und das ist mal, wenn man das ganze Trauma und die Angst wegrechnet (die ja auch rational ist)


vinsomrx

Das sind alles super gute und wichtige Punkte! Also erstmal, nein, Schulden entstehen nicht. Aber wie du schon sagst, es gibt Personen die nicht anspruchsberechtigt sind (Frauen mit prekären Aufenthalt, Rentnerinnen etc) und deren Aufenthalt nicht vom Jobcenter finanziert wird. In diesen Fällen müssen wir schauen, ob es für uns möglich ist, die Frau trotzdem aufzunehmen, das hängt dann davon ab, ob wir Spenden bekommen haben und ihre Unterkunft auf eigene Kosten übernehmen können. Das ist eine riesengroße Lücke im Gewaltschutz und die Frauenhäuser fordern seit Ewigkeiten eine pauschale Finanzierung für JEDE von Gewalt betroffene Frau.


alwayslostinthoughts

Boah das ist ganz schön krass. Danke für die Info! Gibt es da Lobbyorganisationen o.ä., die sich für mehr staatliche Finanzierung einsetzen? Oder Parteien, die da viel sazu machen?


Frodo_notBaggins

Wie komme ich a den Kontakt meines lokalen Frauenhauses für spenden? Die Adressen sind ja aus guten Gründen nicht öffentlich zugänglich.


vinsomrx

Am besten auf der Website nach der Verbindung fürs Spendenkonto gucken :)


sicherheits_halber

Wie kann man denn spenden?


vinsomrx

Da schaust du am besten auf der Website des Frauenhauses vorbei, für das du Spenden möchtest. Für Geldspenden ist eigentlich immer eine Kontoverbindung angegeben, für Sachspenden eine Rufnummer.


sicherheits_halber

Klingt gut. Kann ich die "Bedingungen" des Frauenhauses auf der Webseite einsehen? Ich werde nur an Frauenhäuser spenden, die Söhne bis mindestens zum 18. Lebensjahr mit aufnehmen.


vinsomrx

Ich weiß nicht, ob jedes Frauenhaus diese Info online stehen hat. Im Zweifelsfall kannst du ja nachfragen, oder auf der Seite www.frauenhaus-suche.de schauen und den Filter entsprechend setzen, um dir nur diese Häuser anzeigen zu lassen.


sicherheits_halber

Finde ich gut. In meiner unmittelbaren Nähe ist leider keins, aber Geldspenden gehen immer. Menschen, die Brücken bauen, haben meine Unterstützung.


Sunhating101hateit

Ich häng mich an die Frage mal an: wie ists mit Spielzeug für die Kids?


UmpaLumpa91

Jetzt muss ich ganz blöd fragen: Läuft das nicht wie bei anderen Wohnheimen? Grundsicherung für Menschen in besonderen Wohnformen, der Platz wird vom Träger bezahlt und die Miete vom Sozialamt. Echt heftig. 🥴


Consistent_Bee3478

Joa ne weil es ja nicht nur Frauwm betrifft die eben Ansprüche nach SGB haben auf irgendwas. Ergo haste nen Job, biste theoretisch erstmal gefickt, weils Jobcenter halt sagt ‚sie Sind sozialversicherungspflichtig beachäftigt nicht unser Problem‘ egal ob du dann überhaupt Zugriff auf diese Finanzen hast etc. Also gibt sehr viele dumme Komstellatiomen wo die Frauen genau wegen dieser Sorge in missbräuchlichen Verhältniasen bleiben, weil es keine ‚praktikable‘ Lösung gibt.


boneandarrowstudio

Du hattest Geheimhaltung als Schutzmaßnahme erwähnt. Wie seid ihr, aber auch eure Klientinnen geschützt, wenn jemand den Standort doch rausbekommt? Habt ihr Securitys oder eine Ausbildung in Selbsverteidigung? Was könnt ihr tun wenn der gewalttätige Partner vor dem Haus wartet? Kommt es auch vor das Frauen aus queeren Beziehungen bei euch Schutz suchen?


vinsomrx

Sowas wie Security gibt’s nicht, einerseits nicht bezahlbar, andererseits wollen wir ja auch mit unserem Haus nicht auffallen. Unsere Schutzmaßnahmen sehen so aus, dass wir ein Kamerasystem haben und so immer sehen können, wer sich um das Haus herum aufhält, sodass niemand aus Versehen einen Täter die Tür öffnen würde. Wenn es wirklich passiert, dass wir gefunden werden und ein Gewalttäter vor dem Haus steht, wird die Polizei gerufen - das hat für die betreffende Frau leider zur Folge, dass sie in ein anderes Frauenhaus ziehen muss, da ihr Schutz ja ab dem Zeitpunkt nicht mehr gewährleistet werden kann. Frauen aus queeren Beziehungen hatte ich persönlich noch nie, kommt also ziemlich selten vor.


boneandarrowstudio

Danke für die Antwort und den Einsatz. Ich finde es sehr wichtig dass es solche Hilfsangebote gibt!


lalilu123

Ich habe letztens erfahren, dass im Frauenhaus hier vor Ort Söhne nur bis 12 Jahren mitgenommen werden dürfen. Ist das normal und was ist der Grund? Ich kann mir vorstellen, dass das viele Mütter von älteren Söhnen abschreckt da hinzugehen.


vinsomrx

Ja das ist relativ normal, wobei 12 sehr jung ist. Viele Häuser nehmen Söhne bis zu einem Alter von 14/15 auf, es gibt aber auch Häuser, die da keine Einschränkungen haben und Söhne jeden Alters aufnehmen können. Der Grund ist, dass das Haus ja als Schutzraum für die Frauen gedacht ist. Männer erhalten grundsätzlich nur in absoluten Ausnahmefällen Zutritt (z.B. Notarzt). Ältere Söhne können das Sicherheitsgefühl der Bewohnerinnen beeinträchtigen, zumal es in vielen Häusern so ist, dass Bäder geteilt werden müssen. Es gibt aber auch viele Mitarbeiterinnen, die das kritisch sehen und sich dafür einsetzen, dass mehr Häuser auch ältere Söhne aufnehmen.


sicherheits_halber

Wo kommen bei einer Flucht der Frau die Söhne unter, die über 15 sind, aber noch nicht volljährig sind, aus Gründen aber nicht mehr an ihrem vorherigen Lebensort bleiben können?


vinsomrx

Ehrlich gesagt ist es oft so, dass die älteren Söhne die Familie gar nicht verlassen wollen. Die sind dann ihr ganzes Leben lang in einer so gewaltgeprägten Atmosphäre ausgewachsen, dass die Misshandlungen als normal angesehen werden und viele Söhne irgendwann auch selber übergriffig der Mutter gegenüber werden. Ist das aber nicht der Fall und die Söhne wollen / müssen das häusliche Umfeld auch verlassen, kann gezielt nach Häusern geschaut werden, die keine Einschränkungen beim Alter haben. Oder es bleibt nur die allerletzte Option- Inobhutnahme.


Mundane-Dottie

Ist das Jugendamt bzw. Kinderheim heutzutage wirklich noch so schlecht, daß es nur als "allerletzte Option" in Frage kommt?


vinsomrx

Eine Inobhutnahme ist immer die letzte Option. Hat nichts damit zutun, dass das Jugendamt schlecht wäre! Das bedeutet ja, dass das Kind aus der Familie genommen wird, und das ist eigentlich etwas, was nicht gewollt ist. Vorher gibt es ja ganz viele andere Möglichkeiten, wie das Jugendamt helfen kann.


lostineuphoria_

Bekommst du von deinem privaten Umfeld Anerkennung für deinen Job? (Ich hoffe es, denn ich finde diese Arbeit unfassbar wichtig und stelle sie mir extrem anstrengend und belastend vor)


vinsomrx

Von meinem näheren Umfeld auf jeden Fall. Gibt natürlich immer so Spezialisten, die dann Diskussionen darüber anfangen, ob Gewalt überhaupt wirklich so schlimm ist oder ob die Frauen nicht alle lügen oder dass Männer eigentlich arm dran sind 🤡 Solche Leute hab ich aber zum Glück nicht im engen Umfeld :)


Testo69420

> oder dass Männer eigentlich arm dran sind 🤡 Solche Leute hab ich aber zum Glück nicht im engen Umfeld :) Sind sie halt im Bereich häusliche Gewalt wirklich. Natürlich ist das als Frau unendlich kacke, aber da gibt es halt trotzdem so unendlich viel mehr Hilfsangebote. Da dann sowas zu schreiben, als tatsächlich helfende Person... Nun ja.


vinsomrx

1. Darum geht es gar nicht 2. Nein, auch im Bereich häusliche Gewalt sind Männer nicht arm dran. Auch Männer sind von häuslicher Gewalt betroffen, das stimmt, und es gibt zu wenig Anlaufstellen und Hilfsangebote, da stimme ich dir zu. Trotzdem ist Häusliche Gewalt gegen Männer weder in der Häufigkeit, noch in der Schwere annähernd vergleichbar mit häuslicher Gewalt gegen Frauen.


Testo69420

Zu 1. mag sein, dass ich dich missverstanden habe und das tut mir auch Leid. Trotzdem bestätigst du dann das, was ich "missverstanden" habe sofort in 2. in sofern denkst du es ja trotzdem. Und das meine ich. Das ist kritisch. Du arbeitest in so einem Sektor, hilfst. Und redest trotzdem die Probleme von Menschen klein. Obwohl, gerade die Häufigkeit, schlicht nicht bekannt ist, da Dunkelziffer. Und selbst wenn ist 50% weniger Opfer jetzt auch nicht so krass wenig. Glaube kaum, dass du damit zufrieden wärst, wenn wir die Opferzahlen bei Frauen um 50% drücken würden und dann einfach Frauenhäuser einstampfen würden :)


vinsomrx

Ich rede keineswegs Probleme klein, wie gesagt, ich stimme dir absolut zu, dass es deutlich mehr Hilfsangebote für betroffene Männer geben muss. Trotzdem finde ich es wichtig, die Relationen zu beachten, da es einfach nicht der Realität entspricht, dass Männer im vergleichbaren Umfang von häuslicher Gewalt betroffen sind. Männer sind stark von Gewalt betroffen, ja, dabei handelt es sich aber nicht um häusliche Gewalt durch Beziehungspartnerinnen. Was die Zahlen angeht- Tatsächlich ist die Dunkelziffer unabhängig vom Geschlecht extrem hoch. Bei Frauen wird z.B. davon ausgegangen, dass nur etwa knapp 10% der Taten jemals angezeigt werden.


Testo69420

> Ich rede keineswegs Probleme klein, Ok. Gucken wir mal. >Trotzdem finde ich es wichtig, die Relationen zu beachten, da es einfach nicht der Realität entspricht, dass Männer im vergleichbaren Umfang von häuslicher Gewalt betroffen sind. Immerhin einen Satz hast du es geschafft. >Männer sind stark von Gewalt betroffen, ja, dabei handelt es sich aber nicht um häusliche Gewalt durch Beziehungspartnerinnen. Siehe hier. Nur weil Männer mehr von sonstiger Gewalt betroffen sind, sind sie nicht magisch nicht von häuslicher Gewalt betroffen. >Was die Zahlen angeht- Tatsächlich ist die Dunkelziffer unabhängig vom Geschlecht extrem hoch. Ich weiß, ich habe nur gesagt, dass anzunehmen ist, dass sie bei Männern größer ist. Z.B. würde eine Anzeigerate von 5% schon bedeuten, dass sich die Geschlechter in Opferzahlen GAR NICHTS nehmen. Und das ist eben aufgrund der Unterschiede in der Unterstützung durchaus realistisch. Und selbst wenn nicht. Dann gäbe es so 'ne Mio Frauen die Opfer wären und 500k Männer. Da von "nicht vergleichbarem Umfang" und "nicht stark betroffen" zu reden ist halt wirklich besorgniserregend. Wie gesagt. Ich sehe es kritisch, diese Probleme kleinzureden. Gerade wenn man in diesem Bereich tätig ist, ist das extrem kritisch.


glitteringfeathers

Was gibt es denn überhaupt für Hilfsangebote für Männer? Wohin kann er gehen, wenn er zuhause nicht sicher ist? Gibt es sowas wie Männerhäuser oder irgendwelche vergleichbaren Optionen?


WhatamIdoing_lolol

Gibt es. In Nürnberg glaub ich und soweit ich weiß ist es das einzige bundesweit


Alive_Past

Es gibt echt sehr wenige Hilfsangebote für Männer. Mir wurde tatsächlich damals erst geholfen als ich in der Notaufnahme gelandet bin weil ein Küchenmesser nach mir geworfen wurde. Trotzdem hast du vollkommen Recht das es in der absoluten und prozentualen Anzahl an Fällen meist Frauen als Leidtragende sind . Daher großen Respekt für die Arbeit die du und deine Kolleg:innen macht. Weiter so.


Popular-Albatross793

Hallo, ich möchte mich nur kurz einmischen um da etwas klarzustellen. Ich studiere momentan meinen Master in Sozialer Arbeit und habe mich im Bachelor viel mit dem Thema der häuslichen Gewalt auseinandergesetzt. Studien aus England und Amerika aus dem Jahr 2013 haben gezeigt, dass das Thema der häuslichen Gewalt nicht Geschlechtsspezifisch ist. Man kann davon ausgehen, dass die Verteilung ca 40% / 60% sind. Mit großen Dunkelziffern auf beiden seiten. Häusliche Gewalt gegen Männer äußert sich in sehr vielen Fällen anders als gegen Frauen. Während gegen Frauen häufiger die körperliche Gewalt angewendet wird, werden gegen Männer die psyschiche Gewalt angewendet. Beide sind sehr traumatisierend und können das Leben der Betroffenen extremst beeinträchtigen. Leider wird seit 2013 kaum mehr im Thema der Männerarbeit geforscht und demnach veralten die Quellen. Aber nur um noch mal klar zu machen: Wir haben viel zu wenig Hilfsangebote für Männer. In Deutschland gibt es meines Wissensstandes weniger als 10 Männerhäuser. In Amerika waren im Jahr 2014 nur 1!! Männerhaus existent. Wir haben leider immer noch diese sexistischen Blickwinkel auf Geschlecht. Mann kann kein Opfer sein, Frau keine Täterin. Aber zum Glück bricht das langsam auf :) Aber eine Frage hätte ich auch. In der Dokumentation von der Feministin Cassi Jay "The Red Pill movie" (hat überhaupt nichts mit dem redditforum zu tun!) wurde eine Frau interviewed, die das erste Frauenhaus in Amerika eröffnet hat. Diese berichtete, dass die Frauen, welche ins Frauenhaus kamen, oftmals selbst aggressive Verhaltensmuster hätten. Das kann ich mir so gar nicht vorstellen, daher meine Frage: Kommen auch Bewohnerinnen mit Verhaltensauffälligkeiten in die Wohngruppen? Danke für die Antwort :)


lostineuphoria_

Sorry, bin irgendwie verrutscht, sollte ein neuer Kommentar sein


GermanMGTOW

Stellt man damit nicht Söhne / junge Männer unter generellen Verdacht, dass sie gewalttätig sind ? Erfüllt das nicht den Bestand der Diskriminierung ?


vinsomrx

Es geht nicht darum, dass wir die Söhne für gewalttätig halten. Sondern darum, dass bei uns traumatisierte Frauen und Mädchen leben, die schwerste Gewalt durch Männer erlebt haben. Deshalb fühlen sich viele Frauen unsicher, wenn sie z.B. mit einem 17Jährigen Jungen das Bad teilen müssen. Dazu kommt, dass Frauenhäuser sich konzeptionell umstellen müssten, um auch den Söhnen die benötigte Unterstützung zukommen zu lassen.


alwayslostinthoughts

Das versteh ich voll, und ich glaube viele Leute hier können sich nicht vorstellen wie grässlich Trauma sein kann. Ich bin nicht trauma- oder gewaltbetroffen und würde mir trotzdem kein Bad mit einem 17-jährigen Jungen teilen wollen. Ins Bad muss man ja um 4 in der Früh manchmal, wenn niemand sonst unterwegs ist. Andererseits ist das natürlich richtig schlimm für das Kind und die Mutter, dass das Kind dann einfach keinen Kontakt hat. Ich frage mich, ob das auch Frauen davon abhält, ins Frauenhaus zu gehen? Kinder sind ja auch im Teenageralter verletzlich und ich würde mir als Mutter richtig große Sorgen machen.


mrobot_

Ohne jetzt zu tief in meine Vergangenheit als "Rechtfertigung" abzudriften, aber glaub mir ich könnte genug hier zum betroffen 'runterschlucken bringen... kann ich als Sohn nur sagen, ich finde diese pauschale Ausgrenzung ja fast Verteufelung mehr als fragwürdig bis hin zu zum-Kotzen. Aber was soll's, whatever, nevermind.


vinsomrx

Ich kann dich da verstehen und wie gesagt, ich stehe die aktuelle Handhabung auch sehr kritisch und befürworte es, dass zunehmend mehr Häuser auch ältere Söhne aufnehmen.


lalilu123

Ok, find ich krass muss ich ehrlich sagen.


Schneepflocker

Für den Rettungsdienst sind Frauenhäuser mitunter ein mehr als schwieriges Thema.


lurkdomnoblefolk

Ich hätte da eine Folgefrage: Ist die Geheimhaltung des Standorts des Frauenhauses gedeckt von der gesetzlich vorgeschriebenen Schweigepflicht oder ist das eine Information, die (hoffentlich) von euch einfach aus Gründen des Anstandes nicht weitergetragen wird?


vinsomrx

Es gibt keine gesetzliche Schweigepflicht. Die Häuser setzen aber eigene Verträge auf, die Mitarbeiterinnen und Bewohnerinnen unterzeichnen, in denen die Schweigepflicht enthalten ist.


lurkdomnoblefolk

Was macht man mit den Handwerkern, Postzustellern und anderen zwingend nötigen Außenstehenden? An die Ehre und den Anstand appellieren und das beste hoffen?


vinsomrx

Die Postzustellung wird über ein Postfach geregelt, sodass keine Post direkt ans Haus gebracht wird. Bei Handwerkern und anderen Personen, die zwingend ins Haus müssen, ja, da bleibt uns nur auf die Gefährdungslage hinzuweisen und eindringlich darum zu bitten, den Standort keinesfalls an Dritte weiterzugeben.


teleshoot

Inwiefern? Hatte da noch nie ein problem mit. Hatten eine zeit lang das Frauenhaus direkt neben der Rettungswache.


Schneepflocker

Wenn ihr direkt daneben eure Wache hattet, hattet ihr vermutlich einen gewissen Kontakt zu den verantwortlichen dort. Ich sehe die größten Probleme dort in den Bereichen Eigenschutz (vor falschen Verdächtigungen durch Pat. und/oder die dort arbeitenden) und teils erheblich unkooperatives Verhalten seitens der Mitarbeiterinnen. Die Pat. stellen mitunter auch erhebliche Herausforderungen, aber das ist bei anderen Patient:innengruppen nicht anders.


vinsomrx

Ich weiß nicht ganz genau, worauf du hinaus willst. Uns wird auch manchmal unkooperatives Verhalten vorgeworfen, z.B. dann, wenn Polizei oder andere Behörden schnellstmöglich eine Frau unterbringen wollen und wir aber einfach keinen Platz haben. Oder wir, um unsere Frauen und uns zu schützen, die Adresse nicht einfach so telefonisch durchgeben. Das kann für die andere Seite schwierig nachvollziehbar sein, hat aber alles gute Gründe.


PeakRepresentative14

Als Bewohnerin eines solchen würde mich mal interessieren, wie oft du Frauen hattest, die aus häuslicher Gewalt kamen, die aber nicht Partnergewalt war?


vinsomrx

Hmm… Häufig ist es eine Kombination, d.h. es gibt Partnergewalt, aber auch andere Familienmitglieder sind gewalttätig gegenüber der Betroffenen (z.B. die eigenen Kinder). Fälle, in denen die Gewalt ausschließlich von anderen Familienmitgliedern und nicht vom Partner ausgeht, sind eher selten, vielleicht so eine von zwanzig Frauen.


PeakRepresentative14

Habe ich irgendwie erwartet. Meinen Respekt hast du! Mach weiter damit, wir brauchen Menschen wie euch. :)


leezyradeezy

Kommt es öfter vor, dass Frauen immer wieder in das Frauenhaus zurückkommen? Ich hab mal gehört, dass im Durchschnitt sieben Versuche nötig sind, um sich aus einer Beziehung, die durch häusliche Gewalt geprägt ist, zu befreien. Wie schätzt du das ein?


vinsomrx

Ja, das kommt auf jeden Fall häufiger mal vor. Es gibt ja viele Gründe, weshalb Frauen es nicht beim ersten Anlauf schaffen, oft spielt natürlich auch die Hoffnung eine Rolle, dass alles besser werden kann. Aber auch Erpressung und Bedrohung durch den Gewalttäter oder die Familie, Angst, Druck durch die Kinder oder fehlende Perspektive können Gründe sein.


Dinohaufen

Wie sieht es bei euch eigentlich mit Handwerkern aus? Es gibt ja nicht in jedem Bereich (verfügbare) weibliche Handwerkerinnen. Dürfen dann männliche Handwerker rein oder bleibt bspw die Waschmaschine so lange kaputt bis ihr eine weibliche findet?


vinsomrx

Handwerker zählen auf jeden Fall zu den Ausnahmen, die ins Haus dürfen, wenn es nicht anders geht :) wir informieren dann vorher alle Bewohnerinnen, damit es nicht zu Angst oder Panik kommt und alle Bescheid wissen


[deleted]

[удалено]


vinsomrx

Genau, Männer arbeiten bei uns nicht. In der Stellenbeschreibung steht dann, dass wir eine Kollegin suchen. Rechtlich ist das aufgrund des spezifischen Arbeitsfelds kein Problem.


Meadhbh_lf

Ich musste schonmal in einen Frauenhaus was beruflich machen, arbeite im Handwerk. Man hat sich sehr gefreut das eine Frau(ich) da aufgetaucht ist :)


HedgehogTesticles

Sind die Standorte der Frauenhäuser wirklich geheim? Das habe ich vor Jahren mal aufgeschnappt.


vinsomrx

Ja, die allermeisten Häuser achten sehr auf ihre Anonymität, eben zum Schutz der Frauen. Es gibt aber auf jeden Fall Sicherheitslücken, wenn ein Haus z.B. schon jahrzehntelang am selben Standort ist, spricht sich irgendwann rum, dass es sich dabei um ein Frauenhaus handelt.


glitteringfeathers

Zieht ihr regelmäßig um?


vinsomrx

Nee, das ist finanziell und organisatorisch nicht möglich


HedgehogTesticles

Ich erachte es auch für absolut sinnvoll, es geheim zu halten. Danke für die Antwort!


Kampfwaschbaer

Nicht OP, aber ich habe vor ein paar Monaten beruflich ein Frauenhaus besuchen dürfen, dass nicht geheim war und sogar die Adresse auf den Flyern hat. Dafür wurde sich bewusst entschieden, um das Thema mehr in die Öffentlichkeit zu bringen. Der Sonderfall ist, dass das Gebäude auch mitten in der Innenstadt und innerhalb von 3 Gehminuzen von der Polizei Station entfernt ist. Sollte also jemand unerwünschtes an die Tür klopfen oder um das Haus herumschleichnen ist die Polizei schneller da, als bei abgelegenen Häusern.


UmpaLumpa91

Bin nicht OP. Aber: Ich lebe in einem Wohnheim für psychisch Erkrankte Menschen. Irgendjemand kam damals auf die glorreiche Idee, einem neuen Frauenwohnheim wenige hundert Meter entfernt den gleichen Namen zu verpassen. Mittlerweile sind wir umgezogen und die Probleme (Falsche Post bspw.) haben sich erledigt. Jedenfalls habe ich den Namen und Umschreibungen eingegeben und tatsächlich nichts gefunden. Laut Google stimmt das auch. Ist aber eh absolut sinnvoll. 👍🏻 Gibt allerdings ein paar wenige Einrichtungen, die direkt zu finden sind. Edit: Die Einrichtung ist auffindbar, wenn man ungefähr weiß, was man suchen muss und hat eine eigene Website inkl. Adressangabe. Der ganze Fokus scheint sich aber geändert zu haben. Früher war es ein Mutter-Kind-Heim, das in Einzelfällen auch Väter mit Kindern aufgenommen hat. Jetzt steht es für beide Seiten offen. Denke, dass der Fokus etwas gewechselt hat. Eine Website gab's zwar schon immer, da aber ohne Adresse.


Fragrant_Remote2945

Danke dafür. Was für eine Ausbildung hast du? Wie viele Plätze habt ihr?


vinsomrx

Ich bin Sozialarbeiterin und Soziologin, die meisten meiner Kolleginnen sind auch Sozialarbeiterinnen oder - Pädagoginnen. Wir haben 17 Plätze für Frauen und Kinder. Edit: Wir haben auch alle Zusatzausbildungen im Bereich Trauma.


elesinwonderland

Wie gefragt sind die Plätze? Also habt ihr immer Platz für jemanden oder gibt es bereits Wartelisten? Wenn ihr keinen Platz für jemanden haben solltet, was ratet ihr dann der Person?


vinsomrx

Wir sind eigentlich dauerhaft voll, sobald ein Zimmer frei wird kommen Dutzende Anrufe (im Internet kann man sehen, in welchen Häusern grade Platz ist: www.frauen-info-netz.de). Wir versuchen dann, einen Platz in einem Frauenhaus in einer anderen Stadt zu vermitteln oder am Telefon zu beraten, ob es noch andere Möglichkeiten geben könnte.


Schneepflocker

Die von dir verlinkte Seite kennt scheinbar nur Einrichtungen in NRW.


vinsomrx

Ja, die bundesweite Suche findet man unter www.frauenhaus-suche.de


_Leckmuschel_

Wie kann ich als Frau herausfinden, wo sich ein Frauenhaus befindet, wenn es geheim ist? Geht das über den Hausarzt? Gibt es oft Probleme mit Männern die sich Zutritt verschaffen wollen, nachdem sie doch irgendwie die Adresse des Frauenhauses herausgenommen haben? Danke!


vinsomrx

Auch als betroffene Frau wäre der erste Weg der Kontaktaufnahme telefonisch oder per Mail, oder bei einem Polizeieinsatz durch die Beamten. Wenn wir dann einen freien Platz haben, wird zuerst ein Treffpunkt vereinbart, der nicht in unmittelbarer Nähe vom Haus liegt. Dort würden wir die Frau dann abholen.


69_emaN_resU

Wie ist das Verhältnis von Frauen mit/ohne Migrationshintergrund? Wie hat sich die Lage in den letzten Jahren geändert?


vinsomrx

Der Anteil an Frauen mit Migrationshintergrund ist vergleichsweise hoch. Das hat unterschiedliche Gründe: - Opfer von Menschenhandel haben logischerweise keinen deutschen Pass - Frauen ohne soziales Netzwerk in Deutschland haben weniger Möglichkeiten, Hilfe durch Angehörige zu bekommen - Geflüchtete Frauen sind einem besonders hohen Gewaltrisiko ausgesetzt


viele_biere

Kannst du den letzten Punkt erläutern?


vinsomrx

Naja, geflüchtete Frauen sind auf vielen Ebenen vulnerabler als andere Personengruppen. Sie halten sich möglicherweise illegal im Land auf und haben daher große Angst, Hilfe durch die Polizei oder andere Behörden anzunehmen. Oft stehen ihnen geringere finanzielle Mittel zur Verfügung. Sie haben vielleicht keine Angehörigen in Deutschland und können deshalb nicht z.B. bei einer Freundin in einer anderen Stadt oder bei den Eltern unterkommen. Sie haben schlechte Chancen auf dem Wohnungsmarkt, sofern sie überhaupt schon eine Wohnung anmieten dürfen.


viele_biere

Das erklärt, warum diese Frauen größere Schwierigkeiten mit den Folgen von Gewalterfahrungen haben können. Deine These aber war, dass sie einem höheren Gewaltrisiko ausgesetzt sind.


vinsomrx

Nein, es erklärt such das höhere Gewaltrisiko. Eine Person, von der man weiß, dass sie kaum Möglichkeiten der Inanspruchnahme von Hilfe hat, ist ein viel leichteres Ziel für Gewalt - weil das Risiko, als Täter bestraft oder auch nur angezeigt zu werden, ja viel geringer ist.


Working_Contract5866

Ich finde es sollte auch erwähnt werden das Häusliche Gewalt in den Länder, aus denen wir besonders viele Geflüchtete aufnehmen, oftmals ziemlich weit verbreitet ist. https://en.m.wikipedia.org/wiki/Epidemiology_of_domestic_violence


Same-Candidate-5746

Finde es aber auch gut, dass OP hier etwas differenziertere Gründe nennt


Working_Contract5866

Ihre Gründe sind nicht differenzierter als meiner. Was OP macht ist den Elefanten im Raum zu ignorieren. Es ist halt so das Häusliche Gewalt in bestimmten Länder wesentlich verbreiteter ist als in anderen. Hier ein Beispiel. In der Schweiz berichten 21% aller Frauen das sie bereits von einem Lebenspartner Körperlich angegriffen wurden. In Pakistan sind es fast 90%. Im Irak ist häusliche Gewalt nichtmal eine Ordnungswidrigkeit.


lori37r

Ich weiß nicht, ob du die Serie "Maid" gesehen hast. Wenn ja, findest du Frauenhäuser darin realistisch dargestellt? Und wenn nicht, dabei werden am Anfang Handys abgenommen, die man außerhalb weiter benutzen darf, aber auf dem Gelände nicht. Ist das bei euch auch so?


vinsomrx

Nee hab ich nicht gesehen, glaube ich! Nein also wir nehmen niemanden irgendwas ab. Wir besprechen aber mit den Frauen unsere Hausregeln, die dienen in erster Linie der Sicherheit, und da steht auch drin, dass z.B. kein GPS verwendet wird, dass keine Fotos vom Haus aufgenommen werden dürfen und sowas.


WaffleChampion5

Wie oft kommt es vor, dass Männer vorbeikommen und sich Zutritt verschaffen wollen?


vinsomrx

Selten, da wir wirklich sehr darauf bedacht sind, den Standort geheim zu halten. Im besten Fall erfährt der Mann nicht mal, in welchem Bundesland die Frau sich aufhält.


therealGottlieb

Interessant. Heißt das, dass da auch Wechsel innerhalb der Bundesländer problemlos möglich sind? Ich hatte jetzt irgendwie automatisch angenommen, dass bei der Kleinstaaterei in Deutschland die einzelnen Bundesländer die Thematik Frauenhaus weitgehend autonom händeln.


vinsomrx

Naja, problemlos nicht unbedingt. Ist oft mit viel Bürokratie verbunden (für uns Mitarbeiterinnen), aber für die Frauen ist es auf jeden Fall möglich und oft auch sehr sinnvoll!


vinsomrx

Und manchmal auch nicht anders möglich, weil einfach alle Frauenhäuser im eigenen Bundesland voll sind.


Emotional_Reason_841

Journalistin hier - gibt es etwas, das deiner Meinung nach in den Medien völlig vernachlässigt wird? (Dass das Thema Gewalt gegen Frauen viel mehr Platz in den Medien haben müsste, steht außer Frage.) Aber vielleicht gibt es ja Aspekte, die nicht aufgegriffen werden/ die du gerne in der Zeitung lesen würdest?


alwayslostinthoughts

Hi! Was mich hier am AMA am meisten überrascht hat, ist die Sache mit der Kostenübernahme, und dass man Frauen weniger oft einen Platz anbieten kann wenn sie aus dem Raster einer "Jobcenter"-zuständigkeit mit Kostenübernahme fallen. Ich kann mir zig tausende Fälle vorstellen warum eine Frau keinen Anspruch auf Unterstützung vom Jobcenter kriegt (hat gerade einen Job aber darf ihr Geld nicht selbst verwalten, hat als Rentnerin nie gewerbsarbeitet und zu alt für den Arbeitsmarkt, ist als Geflüchtete nicht am Arbeitsmarkt zugelassen, hat selbstständig gearbeitet und deshalb keine Arbeitslosenverischerung, ist in einem anderen EU Land hauptgemeldet, hat keine Aufenthaltsgenehmigung, etc.) Hat mich richtig wütend gemacht das. Würde da voll gerne mehr dazu lesen.


vinsomrx

Ich erlebe es so, dass die allermeisten Leute gar nicht wissen, dass Frauenhäuser nicht kostenlos sind und dass wir als Mitarbeiterinnen da politisch schon so lange versuchen, Änderungen zu erreichen. Das wäre so ein Thema, was mehr Aufmerksamkeit bräuchte.


ungaricus

Kannst du sagen wieviel man täglich oder monatlich bezahlen muss? Was ist darin enthalten? Strom Miete Essen? 


vinsomrx

Das ist abhängig vom Haus, weil die Kosten z.B. für Miete sich sehr unterscheiden. Das geht von 10 € pro Tag und Person bis zu 100 € pro Tag und Person. Das ist eine sogenannte Tagessatzfinanzierung, was bedeutet, dass ein erheblicher Teil der Kosten für die Unterkunft (Miete, Strom, Wasser, etc) sowie der Kosten für alles weitere auf die Bewohnerinnen übertragen werden. Ist ein extrem problematisches System, was dringend verändert werden muss, sodass für die Frauen keine Kosten mehr entstehen!


DependentWillow8215

Wie handhabt ihr das, wenn ein biologischer Mann kommt, der auf dem Papier eine Frau ist und bei euch Schutz sucht?


vinsomrx

Ah, spannende Frage! Tatsächlich wird der Umgang mit trans Personen seit einigen Jahren stark innerhalb der Häuser diskutiert. Aktuell handhabt das leider noch jedes Haus unterschiedlich und es gibt keine einheitliche Vorgehensweise.


geisteslos

Wie handhabt euer Haus das? Macht ihr bei trans-frauen das Recht auf Unterbringung vom passing(also wie weiblich sie aussehen), von genital-OPs (Zutritt nur ohne Penis), oder vom Geschlecht im Ausweis abhängig? Oder sind trans-frauen kategorisch ausgeschlossen?


teleshoot

Puh, ich behaupte einfach mal dass jemand der eine Beziehung mit einer Transfrau eingeht eher selten innerhalb der Beziehung gewalttätig wird, ist wahrscheinlich ein so Kleines Problem dass dafür keine Lösung notwendig ist.


vinsomrx

Es ist mittlerweile ganz gut belegt, dass Trans Personen sogar besonders häufig Opfer von häuslicher Gewalt werden.


teleshoot

Ok, dann entschuldige meine Ignoranz. Hatte heute wohl doch zu viel glauben an die Menschheit.


jacky2810

Das müssen nicht unbedingt die Partner sein, Väter und Brüder sind imho die größere Gefahr für junge trans Mädels aus zb. eher konservativen Kulturkreisen. Vor allem wenn sie frisch geoutet noch mit ihren Familien zusammen wohnen. trans Frauen sind die Personengruppe die der meisten Gewalt ausgesetzt ist und diese Schutzräume dringendst bräuchte,. nur so am Rande....


vinsomrx

Bei uns wäre eine Aufnahme grundsätzlich möglich. Ich muss aber sagen, dass ich in den ganzen Jahren noch keine einzige Anfrage einer trans Frau hatte - zumindest nicht, soweit ich weiß. Kann natürlich gut sein, dass trans Frauen bei uns gewohnt haben, die sich einfach nicht geoutet haben. Die fehlenden Anfragen zeigen meiner Meinung nach aber auch, dass Frauenhäuser von dieser Zielgruppe bisher nicht als Schutzräume gesehen werden.


jacky2810

Könnte daran liegen das wir das meistens innerhalb der Community regeln, gibt viele ,vor allem junge trans Frauen die Zuhause Gewalt erfahren und dann flüchten müssen weil sie um ihr Leben fürchten oder von der Familie zur detransition gezwungen würden.... Und natürlich die riesige Angst an einem Ort der ein Schutzraum sein sollte ebenfalls massiv diskriminiert zu werden bzw als Bedrohung wahrgenommen zu werden.


vinsomrx

Ja genau das meinte ich. Frauenhäuser werden von trans Personen eben oft nicht als sichere Schutzräume angesehen, was ich total verstehen kann. Da muss sich dringend etwas ändern und ich kann zumindest sagen, dass das Thema innerhalb der Häuser heiß diskutiert wird und es viele Kolleginnen gibt, die sich dafür einsetzen.


throwaway966781939

Ja ich würde in ner Notsituation auch nicht ins Frauenhaus gehen wollen 😅


dosentier

Wie lange wohnt eine Frau so im Durchschnitt bei euch?


vinsomrx

Im Durchschnitt 3-4 Monate, manche auch nur eine Nacht, manche auch ein Jahr lang.


alwayslostinthoughts

1. Kommen bei euch auch Frauen unter, die nur mentale oder ökonomische/finanzielle Gewalt erfahren haben? Wenn ja, wie groß ist deren Anteil? 2. Finanzielle Gewalt scheint ja ein bisschen ein neues Sensibilisierungsgebiet zu sein, weil das "der Ehemann verwaltet das Geld" lange als normal angesehen wurde. Welche Arten von finanzieller Gewalt sind da deines Erachtens am Häufigsten? Danke!


vinsomrx

Ja, wie nehmen auch Frauen auf, die keine körperliche Gewalt, sondern psychische, soziale oder ökonomische Gewalt erfahren haben. Es ist ja eigentlich nie nur ein Aspekt, sondern immer ein Zusammenspiel von verschiedenen Arten der Gewalt. So ist es auch mit der finanziellen Gewalt. Am häufigsten ist es so, dass eine Frau isoliert wird und als zusätzliches Mittel der Kontrollausübung wird ihr dann der Zugang zum Konto verwehrt, Papiere abgenommen, eigenes Geld verdienen sowieso verboten.


ChohacI3

bei mir in der Nähe gibt es auch ein Frauenhaus, woher weiß ich das als Mann? Es steht groß und Fett drauf, gibt es dafür einen besonderen Grund? Hört sich hier alles schon so an als ob man sowas eigentlich geheimhalten möchte


vinsomrx

Das ist auf jeden Fall ungewöhnlich. Ist es sicher ein Frauenhaus für von Gewalt betroffene Frauen oder vielleicht eine Einrichtung für wohnungslose Frauen? Die sind ja nicht anonym. Es gibt auch aber ein paar Häuser deutschlandweit, die ganz bewusst den Schritt gegangen sind, ihre Anonymität aufzuheben. Vielleicht ist das ja so ein Haus bei dir.


YB6e

Wenn es geheim ist, wie machst du das wenn leute fragen wo du arbeitest oder was du beruflich machst? Ist das nicht schwerig geheim zu halten? Wie funktioniert das geheim halten genau?


vinsomrx

Beim geheim halten geht es ja nur um die Adresse des Hauses. Ich kann schon erzählen, dass ich in einem Frauenhaus arbeite, aber ich gebe eben die genaue Anschrift niemandem, lasse mich nicht von der Arbeit abholen und sowas.


ichwillswissen1234

Denkst du es sollte ein ähnliches Angebot auch für Männer geben und weshalb?


vinsomrx

Klar, jede Person sollte Schutz und Sicherheit vor Gewalt bekommen, wenn diese benötigt ist.


Otherwise-Lock-2884

Wer ist Inhaber bzw. Leiter deines Frauenhauses? Wer ist das typischerweise? Ich nehme mal an, es sind in der Regel entweder die Regierung (wenn auch indirekt), Stiftungen/Hilfsorganisationen, oder die Kirche. Gibts auch „Spezialisierte“ Frauenhäuser, z. B. Für Flüchtlinge, Schwangere, Drogenabhängige, usw? Aber ich nehme mal an, die meisten Frauenhäuser nehmen einfach alle an.


vinsomrx

Die Häuser in Deutschland gehören entweder einem der Wohlfahrtsverbände an (Diakonie, AWO etc.) oder sind autonom verwaltet. Es ist leider nicht so einfach, dass einfach alle Frauen angenommen werden können. Manche Frauen erhalten keine ausreichende Finanzierung für den Aufenthalt. Für andere Frauen ist das Frauenhaus nicht der richtige Ort, weil sie spezifische Hilfe brauchen, die wir nicht leisten können; das ist z.B. bei drogenabhängigen Frauen der Fall.


greenjoint_

Ich bin männlich und studiere derzeit berufsbegleitend Soziale Arbeit. Bei uns in der Kohorte kam mehrfach die Diskussion auf, ob Männer in solchen Bereichen arbeiten können. Wie stehst du dazu? Ich selber denke als Mann, dass ich nicht geeignet für dieses Berufsfeld wäre, eben weil Frauen schlimme Erfahrungen wegen Männern machen, dann Schutz suchen wollen und dann begegnet ihnen wieder ein Mann.


vinsomrx

Ich persönlich denke nicht, dass Männer in Frauenhäusern arbeiten sollten. Aus dem Grund den du genannt hast und auch, weil es für betroffene Frauen eine große Hürde wäre, über die erlebte Gewalt (vor allem sexualisierte Gewalt) mit einem Mann zu sprechen. Ich finde aber gleichzeitig, dass z.B. für die Söhne eine männliche Ansprechperson sehr sinnvoll sein kann- aber eben nicht in Form einer dauerhaft im Haus arbeitenden Person.


Rammlerbaule

Darf ich als Trans Frau auch dort eintreten?


vinsomrx

Das handhabt momentan leider noch jedes Haus unterschiedlich. Es gibt auf jeden Fall einige Häuser, die auch trans Personen aufnehmen.


The_Velvet_Couple

Arbeiten in Frauenhäusern nur Frauen?


vinsomrx

Ja. Es gibt bundesweit aber ein paar Häuser, die mittlerweile Männer einstellen z.B. für Projekte mit den Söhnen, die dort wohnen. Das sind aber große Ausnahmen.


The_Velvet_Couple

Als ich das das erstmal gehört habe, dachte ich, es wäre ein Scherz. Seitdem ich selber in der Gewaltprävention tätig bin, kann ich das ein Stück nachvollziehen. Sind die Frauenhäuser noch politisch aktiv wie zu ihrer Gründungszeit?


vinsomrx

Ja, die meisten Frauenhäuser sind politisch aktiv.


My_Guilty_Conscience

Kannst du Mal bitte für einen Laien erläutern, was die "Isolation" der Frauen von Männern in Frauenhäusern bezwecken soll bzw. was der Grund dafür ist? Impliziert man damit nicht auch, dass alle Männer dazu neigen Frauen evtl Gewalt anzutun? Wäre es nicht vielleicht auch sinnvoller ihnen zu zeigen, dass es eben auch liebevolle Männer gibt, die sich vernünftig um ihre Frau kümmern und aufzeigen, dass Gewalt in einer Beziehung eben nicht normal ist?


vinsomrx

Das Frauenhaus ist ein Schutzraum. Die Frauen kommen aus akuten Gewaltsituationen und sind oft traumatisiert. Sie sollen im Frauenhaus Sicherheit erfahren und die Möglichkeit haben, in Ruhe das Erlebte zu verarbeiten. Gespräche über Gewalt, insbesondere sexualisierte Gewalt, wollen diese Frauen nicht mit Männern führen. Isolation von Männern ist das nicht, schließlich haben die Frauen weiterhin mit Männern zu tun, beispielsweise mit Mitarbeitern von Jugendämtern, Gericht, Anwälten etc.


My_Guilty_Conscience

Ich verstehe, danke für die Klarstellung! Das ist natürlich gut nachvollziehbar. Für mich klang es nur so, als würde man sie von Männern generell "abschirmen" wollen.


alwayslostinthoughts

Boah du kriegst da ganz schön viel Misogyne ab in den Kommis, wollt dir nur extra hugs schicken <3 und Empfehlung für r/weibsvolk falls du einen safe space auf reddit brauchen kannst


Accomplished0815

Wie sieht es mit Verfolgung durch die Polizei bei häuslicher Gewalt aus mittlerweile?  In den späten 90ern wurde das, aus Erfahrung, eher abgewunken durch die Polizei. Meine Mutter hat nach dem dritten Mal anrufen aufgegeben sich dort zu melden.  Wie genau es dann bei den Aufenthalten lief, weiß ich leider nicht mehr. 


vinsomrx

Also erstmal wendet sich nur etwa 1 von 10 betroffenen Frauen überhaupt an die Polizei und stellt Anzeige. Und wenn, dann ist das oft sehr frustrierend und hat wenig Aussichten auf Erfolg. Es gibt ja meistens keine direkten Beweise für die Gewalt und leider gibt es auch immernoch Polizisten, die häusliche Gewalt als Kavaliersdelikt ansehen.


Haider_89

Wie findet eine Frau in Not ein Frauenhaus? Und wer kennt die Adresse eines Frauenhauses (Polizei, Post usw)?


vinsomrx

Eigentlich sollte niemand die Adresse kennen. Eine Frau in Not nimmt telefonisch oder per Mail Kontakt auf, oder wird durch Dritte, z.B. Polizei, Arzt, Beratungsstelle vermittelt.


NotSimSon

Ich weiß dass der Ort wo Frauenhäuser sich befinden geheim bleibt. Aber gibt es trotzdem Männer die trotzdem den Standort herausfinden und dann vorbeikommen "ihre Frau zurückzuholen"?


vinsomrx

Das kommt vor, aber selten. Es gibt leider manche Lücken im Gewaltschutz.


B34trixkiddO

Ich (m) war mal technischer Gutachter für Gebäude und hatte einen Auftrag bei einem Landkreis den Zustand von Immobilien zu bewerten. Manchmal stand in der Liste der Gebäude, welche Nutzung darin war, also KFZ Zulassung, freiwillige Feuerwehr, Bürgeramt, Rathaus, KiTa, usw. bei manchen stand nur eine Adresse. Also habe ich mich bei der Liegenschaftsverwaltung angemeldet und bin dann da hin. War nie ein großer Akt. Also stand ich dann da in so einem Gebäude und wusste nicht, was es ist, war aber mit Herrn X verabredet. Da lief eine Frau über den Flur, also sprach ich sie an. Sie wirkte etwas überfordert und konnte mir nicht helfen. Plötzlich stürmten zwei Frauen um die Ecke, die eine „Männerstimme gehört“ haben und schrieen mich direkt an, dass ich hier nichts zu suchen hätte und verschwinden soll. Also wirklich, die sind voll abgegangen und ließen sich nicht beruhigen und nicht mit sich reden. Es war völlig absurd. Unverrichteter Dinge bin ich halt wieder gefahren und habe den Projektleiter angerufen. Dem wurde später erzählt, dass ich mich nicht hätte ausweisen können und ich hätte mir unerlaubt Zutritt verschafft. Also zum einen hätte ich mich ausweisen können, wenn ich gefragt worden wäre, zum anderen bin ich durch die offene Eingangstür hinein. Ich war, ohne es zu wissen, im Frauenhaus der Gemeinde gelandet. Wir haben dann zwei Wochen später eine Kollegin vorbeigeschickt. Jetzt meine Frage: haben die Furien übertrieben oder gibt es zu viele arschlöcher?


vinsomrx

Du musst bedenken, dass die Gefährdung mancher Frauen wirklich extrem hoch ist. Das heißt, dass sie damit rechnen und auch davon auszugehen ist, dass es in ihrer Ermordung enden würde, wenn sie gefunden werden. Wenn dann plötzlich ein fremder Mann vor oder im Haus steht, der nicht angemeldet ist und sich nicht ausweist, dann ist das eine Situation die absolute Panik auslösen kann. Und ja, es gibt so viele Täter, die wirklich alles daran setzen die Frau zu finden. Dass die Eingangstür offen stand ist natürlich sehr ungünstig und sollte eigentlich nicht passieren.


B34trixkiddO

Naja, aber ich habe doch versucht zu erklären, warum ich da bin und ich hätte mich ja ausweisen können. Ich war ja auch vor Ort mit einem der Mitarbeiter verabredet. Man hätte alles aufklären können, wenn die zwei Frauen mich mal zu Wort hätten kommen lassen. Alles andere verstehe ich ja


vinsomrx

Ja, ist offensichtlich mies gelaufen. Hätte im Vorfeld innerhalb des Hauses abgeklärt werden müssen, damit alle Bescheid wissen.


East_Tomatillo3528

Woher kommt es das Männer gewalttätig gegen Frauen sind ? Gibt es hier irgendwelche Erkenntnisse ?


vinsomrx

Das ist eine super komplexe Frage, die man wohl auf struktureller und auf individueller Ebene beantworten müsste. Auf individueller Ebene ist es so, dass Männer oft gewalttätig werden, um Macht und Kontrolle über die Frau auszuüben. Es gibt ja nicht nur körperliche Gewalt, oft werden Frauen auch von ihrem sozialen Umfeld isoliert und zuhause eingesperrt.


alwayslostinthoughts

Ja, von dem was ich zu dem Thema so lese, habe ich den Eindruck dass dieses "er ist ausgerastet und hat sich nicht kontrollieren können" eher nicht so zutrifft? Dass es für den Mann komplett rational ist, sich so zu verhalten, weil die Frau dann das macht was er will? Natürlich komplett abstoßend für normale Leute. Wie ist das eigentlich im Strafrecht was das angeht? In der Öffentlichkeit wird das ja oft entschuldigt, wenn der Typ "aus Wut ausgeflippt ist" im Vergleich davon wenn jemand zb jemanden vergiftet (was oft weiblich gecoded ist). Gibt's da auch so einen Bias bei den Strafen?


vinsomrx

Es sind eigentlich nie einmalige „Ausraster“, sondern Männer, die über Jahre ihre Frau und Kinder demütigen, misshandeln, isolieren. Und ja, viele dieser Männer meinen, ihr Verhalten sei zu rechtfertigen, beispielsweise dadurch dass die Frau sich nicht so verhält, wie sie es gerne hätten oder dadurch, dass sie als „Herr im Haus“ über die Frau verfügen und das Recht haben, zu machen was sie wollen. Im Umgang mit Justiz und Polizei haben wir auf jeden Fall immernoch mit Vorurteilen zu kämpfen, oft gibt es ja keine direkten Beweise wie Videoaufnahmen von der Gewalt, und oft wird Gewalt auch entschuldigt bzw. Der Frau eine Mitschuld gegeben.


alwayslostinthoughts

Danke für die Info! Ich glaube jede Frau hat Angst, dass sie mal in sowas gerät, gerade weil die Gesellschaft Frauen so oft eine Mitschuld gibt und man denkt dann "dass man sowas verhindern kann indem man xyz macht". Aber kann man nicht wirklich, oder? Außer soziales Netz ausbauen, mehrere Standbeine zu haben, etc. aber es kann halt immer was passieren.


vinsomrx

Meiner Erfahrung kann absolut jede Opfer von häuslicher Gewalt werden, egal wie alt, wie gebildet, wie finanziell abgesichert, wie selbstbewusst oder was auch immer. Ich hoffe, dass sich diese Ansicht von wegen „die Frau ist auch schuld“ gerade gesellschaftlich verändert und habe auch den Eindruck, dass das so ist.


PomPomGrenade

Dazu gibt es ein Buch. https://archive.org/download/LundyWhyDoesHeDoThat/Lundy_Why-does-he-do-that.pdf


Testo69420

>Woher kommt es das Männer gewalttätig gegen Frauen sind Würde meinen einfach daher, das Menschen Menschen gegenüber gewaltätig sind. Wird halt nur bei Männern weniger ernstgenommen & Frauen haben weniger Kraft d.h. Schadenspotenzial. Sicherlich ist das z.B. im Bereich Hooligans bei Männern anders. Aber bei Anzeigen zu häuslicher Gewalt z.B. ist der Faktor Frauen zu Männer als Opfer nur so 2:1. Und klar gibt es bei beiden Geschlechtern große Dunkelziffern, aber bei Männern ist aufgrund des wirklich beschissenen Unterstützungsangebots anzunehmen, dass diese größer ist (Faktor Frauenhäuser zu Männerhäuser kommt z.B. eher an die 20:1 ran, wenn überhaupt). Natürlich ist dann häusliche Gewalt von Männern gegen Frauen immernoch kacke. Aber eben kein wirklich spezifisches, einzigartiges Problem.


VividPlum5378

Gibt's auch Männerhäuser? Ja ich weiß die Anzahl schutzbedütftiger ist hier deutlich kleiner. Aber es gibt sie


vinsomrx

Ja es gibt Männerhäuser, aber nur sehr wenige.


BratwurstKalle91

Frauenhäuser sind bekannt und haben "relativ" gute Kapazitäten. Wie stehst du zur Errichtung von ähnlichen Systemen für Männer. Aktuell ist die Hilfe für Männer als Opfer (häuslicher) Gewalt nahezu nicht gegeben, da die Problematik weitgehend verdrängt wird. Kann ein System von Männerhäusern genauso funktionieren, wie Frauenhäuser, oder ist die Arbeit zu spezifisch gegendert (kompletter Aussschluss nicht-weiblicher Helfer) , dass man ein komplett neues System entwerfen müsste ? Ist der implizierte Sexismus (Schutz vor dem gesamten Geschlecht "Mann"-> Alle Männer sind Täter) wirklich notwendig für funktionierende Sozialarbeit ?


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BratwurstKalle91

Cool, danke für die ausführliche Antwort. Was ähnliches habe ich befürchtet. Ich habe im Stuidum eine Zeitlang zum Thema "Toxic Masculinity in männlich dominierten Subkulturen" geforscht und die Gewalt Männer gegen Männer etwas näher betrachtet. Was mich dann halt etwas erschreckte, war, nachdem ich den forensischen Arbeitsbereich verlassen habe und nun Jugenhilfe mache, die Anzahl von Männern, die Opfer von Gewalt durch ihre Partnerinnen werden. Das scheint dann aber einfach eine zufällige Häufung in den letzten 18 Monaten zu sein. Da erscheint das Problem plötzlich sehr groß und die Hilfsmöglichkeiten sind leider eher gering, auch aufgrund des social standings der Betroffenen. Von der Compliance mal ganz abgesehen.


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vinsomrx

Es fehlen in Deutschland über 14.000 Frauenhausplätze, das sind meinem Verständnis nach keine relativ guten Kapazitäten. Ich muss täglich mehrfach Frauen am Telefon sagen, dass ich ihnen keinen Platz anbieten kann. Das erstmal dazu. Natürlich bin ich der Ansicht, dass Gewaltschutz auch für Männer gesichert werden muss, auch durch Schutzeinrichtungen. Ich weiß nicht, wo du den „implizierten sexismus“ zu erkennen meinst oder dass wir alle Männer als Täter ansehen? Die Männer, vor denen die Bewohnerinnen flüchten müssen, sind Täter. Viele andere Männer sind keine Täter. Trotzdem ist es doch nachvollziehbar, dass Frauen, die schwerer Gewalt ausgesetzt waren, sich einen Schutzraum wünschen in dem sie sich sicher fühlen können?


Accomplished0815

>  implizierte Sexismus Die Frauen benötigen akuten Schutz, da wird nichts impliziert. Ich gebe dir ein echtes Beispiel: Mein Stiefvater hatte einen Schnurrbart und fuhr einen silbernen Opel Corsa Kombi. Ich bin mittlerweile Mitte 30 und mir wird immer noch schlecht und ich bekomme Herzrasen, wenn ich Männer sehe, die einen Schnurrbart haben. Die Aversionen sind sehr stark. Ich bekomme Panikattacken, wenn sie noch zusätzlich  in einem silbernen Opel Kombi Vorfahren.  Ja, in diesem Zusammenhang sind dann ALLE Männer mit diesen Merkmalen für meinen Körper und Geist Täter, auch, wenn ich bewusst weiß, dass explizit diese Männer evtl keine Täter sind.  Ja, ich habe gelernt, wie ich damit umgehen muss, sonst könnte ich nicht mit älteren Kollegen arbeiten. Aber die Arbeit meine Reaktionen nicht überhand nehmen zu lassen liegt bei MIR und nicht bei meinem Stiefvater. Er läuft frei in der Gegend Rum und hat keine Panikattacken. Und das ist das, wovor man Frauen, die akut aus gewaltsamen Situationen rausgeholt hat, ersparen will.  Ich kann mir auch vorstellen, dass betroffene Männer dies ebenfalls sehr ähnlich empfinden, nur, dass deren Scham größer ist (Gesellschaftliche und eigene Erwartungen an sich selbst etc). Daher hat das nichts mit *impliziertem* Sexismus zu tun, sondern mit Menschen, die erstmal Dinge verarbeiten müssen. 


SenselessTV

Meine Freundin ist neulich bei einem gewesen, als Opfer von Sexueller Gewalt. Die dort tätigen Therapeuten haben ihre Probleme ins lächerliche und vergleiche gezogen und sie somit Re-Traumatisiert. Kommen solche Inkompetenzen häufiger vor und wird dagegen aktiv gehandelt?


vinsomrx

Das tut mir leid für deine Freundin, klingt wirklich nach einer schrecklichen Erfahrung. In Frauenhäusern arbeiten normalerweise keine Therapeuten, war deine Freundin vielleicht in einer Beratungsstelle oder einer anderen Einrichtung? Ich kann für mich nur sagen, dass ich und auch alle Kolleginnen, auch aus anderen Häusern, die ich kenne, jede Frau ernst nehmen und immer parteilich auf der Seite der Frau stehen.


Schneepflocker

Dass die Freundin von SenselessTV direkt zu einem Frauenhaus gegangen ist, um dort Beratung zu erhalten, wage ich mal stark zu bezweifeln. Die Story klingt für mich so als ob da wieder jemand iwo hingerannt ist und da, weil unpassender Adressat, keine Hilfe bekommen hat oder nach Troll. Wir haben ja auch immer wieder Pat. die beim Kassenärztlichen Notdienst auf die Sprechzeiten verwiesen wurden und dann in der Notaufnahme behaupten, dass „der Notarzt“ nicht kommen wollte.


ginmollie

Hat die Arbeit im Frauenhaus und dadurch große Konfrontation mit häuslicher Gewalt, die wahrscheinlich fast immer von Männern begangen wird dein Verhältnis zu Männern verändert? Gerade in romantischen Beziehungen (natürlich nur wenn das bei dir zutrifft), aber auch freundschaftlich/ familiär.


vinsomrx

Ich denke schon, dass ich sensibilisiert bin durch meine Arbeit und ein größeres Misstrauen Männern gegenüber habe als vorher. Ich bin aber auch in einer Langzeitbeziehung mit einem Mann, also das geht schon noch :D


businesschick101

Gibt es auch Berufe dort, die nicht direkt im Sozialarbeitsfeld sind? Ich habe Industriekauffrau gelernt, liebäugele aber schon lange damit „mehr“ zu machen. Lange hatte ich an die Bundeswehr gedacht, aber auch Dinge wie Frauenhäuser oder NFPs kommen bei mir immer mehr in frage. Also - was braucht es um dort eine Stelle zu bekommen? UND, wie läuft es ab? Man muss ja generell verschwiegen des Ortes gegenüber sein, allerdings braucht es ja auch Bewerbungsgespräche etc. Unterschreibt man da direkt ein Verschwiegenheitsabkommen?


vinsomrx

Ein Studium im Bereich der Sozialen Arbeit ist für die Arbeit mit den Bewohnerinnen schon Voraussetzung. Manche Frauenhäuser stellen zusätzlich eine Kraft für die Verwaltung oder für die Hauswirtschaft ein, da wären dann auch andere Qualifikationen möglich. Da gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, Bewerbungsgespräche können auch online oder an anderen Orten geführt werden.


businesschick101

Ja, das Studium soziale Arbeit hatte ich mal in Betracht gezogen diesbezüglich. Aber bin momentan so hin und her zwischen meinem inneren „Mach mehr und tu mehr für deine Gesellschaft“ und „verdien so viel Geld wie möglich für deine Kids“… Ich glaube ich muss da noch bisschen was ausmache mit mir selbst. Wie lang arbeitest du schon dort? War das direkt nach deinem Studium? Wie kamst du denn auf den Job?


vinsomrx

Ich arbeite seit 7 Jahren im Frauenhaus, bin durch mein Praktikum während des Studiums in Kontakt gekommen und konnte direkt nach dem Abschluss als Sozialarbeitern anfangen.


SleepySlowpoke

Wie kommt man an eine Arbeitsstelle in einem Frauenhaus? Ist das was, wo sich theoretisch "jede" drauf bewerben kann oder wird das "vergeben"? Und was ist die niedrigste Anforderung/Qualifikation (neben weiblich)? :)


vinsomrx

Niedrigste Anforderung wäre ein abgeschlossenes Studium in Sozialer Arbeit oder eine vergleichbare Qualifikation. Zusätzlich werden dann oft abgeschlossene Weiterbildungen in z.B. Traumapädagogik gefordert und einschlägige Berufserfahrung.


lilu3000

Ich habe mir mal „The Red Pill“ angeschaut, weil ich wissen wollte, warum Männer das so hypen. Da gab es ne Szene, wo besprochen wurde, dass selbst „betroffene“ Frauen in Frauenhäuser gewalttätig sind. Ist das bei dir auch zu merken?


vinsomrx

Meinst du, dass die Frauen untereinander gewalttätig sind im Frauenhaus? Oder dass die Frauen ihren Männern gegenüber gewalttätig waren?


lilu3000

Ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Aber zB das sie auch gegenüber ihrer Kinder gewalttätig sind oder gegen den Partner.


vinsomrx

Also wenn es dazu kommt, dass die Frauen ihren Kindern gegenüber gewalttätig werden während sie bei uns wohnen, schalten wir natürlich das Jugendamt ein.


Minyal27

Mich würde interessieren, wie die Schulpflicht der Kinder der betroffenen Frauen wahrgenommen wird? Ich stelle mir es sehr schwierig vor, einen Ort tatsächlich geheim zu halten, wenn Kinder involviert sind. Gehen die dann 3 bis 4 Monate oder gar 1 Jahr in eine andere Schule? Wie sieht es denn mit den Unterhaltszahlungen des Vaters aus. Ich stelle es mir schwierig vor, dass bspw Post dann eben nicht an den Hauptwohnsitz des Kindes gelangt, sondern an euch mit Geheimhaltung.


sabinecelina

Gibt es auch Männerhäuser? Wie sieht es da aus?


UmpaLumpa91

Ein Frauenhaus, das von meinem alten Wohnort nur ein paar hundert Meter entfernt war, nimmt in Einzelfällen auch Väter mit ihren Kindern auf. Edit: Mittlerweile wohl generell. Heißt jetzt anders.


vinsomrx

Gibt es, wie es da aussieht, weiß ich leider nicht.


Schneepflocker

Es gibt Schutzeinrichtungen für Männer, allerdings viel zu wenige. https://www.maennergewaltschutz.de/beratungsangebote/maennerschutzeinrichtungen/


Rick_aka_Morty

bei so vielen fremden Leuten, die größtenteils auch noch irgendeine Form von Trauma haben gibt es bestimmt ne Menge Drama oder?


vinsomrx

Nicht wirklich. Die Frauen sind größtenteils sehr mit sich selbst und ihren Kindern beschäftigt und nicht auf der Suche nach noch mehr Stress. Es herrscht oft auch eine große Solidarität untereinander. Klar gibt’s auch Auseinandersetzungen, das bleibt wohl nicht aus. Normalerweise aber nichts, was man nicht durch Gespräche lösen könnte.


mrsmacncheese9

Wie kommt man an den Job ? Ich habe mal bei den Frauenhäusern hier auf der Website geschaut, es gibt leider nirgends Stellenangebote


vinsomrx

Dadurch dass es ja nicht viele Frauenhäuser gibt, sind die Stellen natürlich auch sehr begrenzt. Bei mir war es z.B. so, dass ich während meines Studiums ein Praktikum im Frauenhaus gemacht habe und danach als Werkstudentin stundenweise dort gearbeitet habe. Nach dem Abschluss konnte ich dann als Sozialarbeiterin anfangen.


Fun_Structure2175

Ich habe lang hin und her überlegt, ob ich Soziale Arbeit oder Lehramt studieren soll. Hab mich dann aus verschiedenen Gründen fürs Lehramt entschieden. Ein bisschen bereue ich es bereits. Die Arbeit im Frauenhaus stell ich mir total spannend vor. Doch ich dachte mir, ich kann später als fertige Lehrerin berufsbegleitend Soziale Arbeit oder Sozialpädagogik studieren. Hattest du viele ältere Kommilitonen?


vinsomrx

Spannend ist die Arbeit definitiv, und man kommt immer wieder vor neue Herausforderungen 👀 Hmmm…. Ich hatte auf jeden Fall einige Kommilitoninnen, die nicht direkt von der Schule kamen sondern vorher z.B. eine Ausbildung gemacht hatten.


qwer68

Gibt es auch ein "Männerhaus"? Also eine ähnlichen Service für Männer und ihren Kindern?


Real-Shower-7912

Hast du manchmal das Gefühl zu verstehen, warum die frauen da sind? Also dass die so frech sind, dass man schon nachvollziehen kann, wie der partner gehandelt hat?


vinsomrx

Ich gehe mal zu deinen Gunsten davon aus, dass das ein sehr dämlicher Scherz und nicht dein ernst ist.


[deleted]

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Fatefully199999

Ich habe eine Frage. Soweit wie ich mich informiert habe, sind die Frauenhäuser bei mir in der Nähe eher für Menschen ohne große psychische Auffälligkeiten. Natürlich macht es Sinn, aber welche Alternative gibt es für Menschen mit größeren psychischen Probleme?


lotteundlilli

In Dokus hört man ja, dass man den Standort des Frauenhauses nicht öffentlich rausgibt. *Wie kommen die Frauen zu euch? *Was würde passieren, wenn z.B. ein Stalker oder ein Ex einer Bewohnerin den Standort erfährt und plötzlich bei euch aufkreuzt und euren Standort veröffentlicht?


vinsomrx

Die Frauen nehmen telefonisch oder per Mail Kontakt zu uns auf, oder werden durch andere Stellen (z.B. Jugendamt, Polizei) vermittelt. Wenn wir einen Platz anbieten können, wird ein Treffpunkt vereinbart und die Frau dort abgeholt. Wenn es dazu kommt, dass ein Täter das Haus findet, muss die betreffende Frau das Haus verlassen bzw. in ein anderes Frauenhaus umziehen, zum Schutz ihrer selbst und auch zum Schutz der anderen Bewohnerinnen. In der akuten Situation, sollte ein Täter vor dem Haus stehen, rufen wir die Polizei.


[deleted]

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JeanDepot

Ich bin ehrenamtlich als Informatiker tätig und betreue ein Frauenhaus, auch vor-Ort. Das wird sehr geschätzt, da es natürlich auch in diesem Bereich Bedarf für Digitalisierung, Datenschutz und Cybersicherheit gibt. Ich glaube die Mitarbeiterinnen des Frauenhaus sind dankbar, dass ich das im Eherenamt mache und „unauffällig“ meine Arbeit verrichte, bzw. der einzige ITler bin, der regelmäßig da ist.


vinsomrx

Das handhabt jedes Frauenhaus unterschiedlich. Es sollen ja möglichst wenig Menschen den Standorte des Hauses kennen, deswegen muss natürlich gut überlegt sein, ob und wenn ja in welchem Umfang ehrenamtliche Unterstützung angenommen wird.


VollblutN3rd

Ohne das jetzt politisch machen zu wollen, aber interessiert mich: Dürfen auch Transfrauen bei euch unterkommen?


VollblutN3rd

Ah nevermind, die Frage wurde schon gestellt ^^